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Das Schulwesen in Eiberg vor 125 Jahren
In seinem Vortrag ging der Vorsitzende Christian Schlich auf die Situation des Schulwesens vor 125 Jahren in unserer Heimat ein.
Da die Schulen früher kirchliche Einrichtungen und meist unweit der Kirchen waren, mussten die Kinder bis zur Laurentiusschule nach Steele laufen. Dabei wurde streng nach Konfessionen unterschieden. Verständlicherweise beklagte die Elternschaft schon in der Mitte des 19. Jahrhundert die sehr weiten Strecken für die Schüler, die sie ja bei Wind und Wetter auf den damals sehr schlechten Wegen zurücklegen mussten.
Erst 1866 baute man in Oberhorst die Kath. Horst-Eiberger-Schule für die entfernten Teile von Horst und Eiberg an der Dahlhauser Straße/ Ecke Imandtstraße. Die Schule sowie später auch die angrenzende Straße wurden später nach der dort über 50 Jahre lang wirkenden Lehrerin Elise Imandt benannt. Durch den weiteren Zuzug von Arbeitskräften bis zur Jahrhundertwende bedurfte es weiterer Schulneubauten in Freisenbruch, Horst und Eiberg. So wurde der Gedanke an eine Neugründung einer kath. Schule für den nördlichen Teil von Eiberg bereits 1897 geäußert und schon 1899 am Schultenweg in die Tat umgesetzt, sodass der Schulbetrieb am 2.7.1900 aufgenommen werden konnte. Auch für die evang. Kinder wurde im gleichen Jahre der Grundstein für den Bau einer Schule an der Wegmannstraße gelegt und der Unterricht 1901 begonnen.
Die Kath. Eibergschule wurde fast 23 Jahre lang vom 1. Lehrer Karl Backhaus geprägt, der von einer zweiten, weiblichen Lehrkraft unterstützt wurde. Ähnlich sah es bei der Evang. Schule in Eiberg aus, die von Friedrich Georg Wegmann als 1. Lehrer 22 Jahre lang geleitet wurde. Auch ihm zur Ehre benannte man die angrenzende Straße nach ihm. War anfänglich dort die zweite Lehrstelle von Frauen besetzt, wurden ab 1909 überwiegend nur männliche Zweitlehrer eingesetzt. Beide Schulen waren anfänglich baugleich mit 2 Klassenräumen ausgestattet. In der I. Klasse wurden die älteren Jahrgänge unterrichtet, meist 5.-8. Schuljahr, in der II. Klasse dann 1.-4. Schuljahr. Anfangs lag die Gesamtschülerzahl bei 125, schwankte über die Jahre zwischen 72 minimal in 1924 und 219 maximal in 1969.
Der Schulbetrieb der jungen Schulen in Eiberg wurde durch eine Typhus-Epidemie 1904 und eine Genickstarren-Epidemie 1906 zeitweilig unterbrochen. Als konfessionelle Einrichtungen dienten die beiden Eiberger Schulen auch früh der religiösen Erziehung in Form von Bibelstunden, die dort abgehalten wurden. Später wurden zum Teil auch Gottesdienste dort abgehalten, um den Bewohnern lange Wege zu Kirche zu ersparen.
Während der Notzeiten im 1. Weltkrieges waren die Schulen oft Sammelpunkte für Wertstoffe aller Art und bestimmten Nahrungsmitteln wie Fetten, Eier und Milch, um sie gleichmäßig an die Bevölkerung über Bezugskarten ausgeben zu können. Auch die Schulkinder selbst waren mit dem Sammeln von Wertstoffen und insbesondere die Mädchen mit dem Anfertigen von wärmenden Kleidungsstücken für die Soldaten beschäftigt. Dabei spielten die Lehrer eine zentrale Verwaltungsfunktion.
Was den Unterricht anbelangt, wurden folgende Fächer unterrichtet: Religion, Deutsch mit Schreiben, Lesen und Aufsatz, Rechnen, Geographie, Geschichte, Naturkunde, Zeichnen, Gesang, Turnen und weibl. Handarbeit. Während der Kaiserzeit wurden die Geburtstage des Kaisers und der Sedanstag immer besonders feierlich incl. Gang zur Kirche begangen.
Seit der Gründung der Evang. Eibergschule wurde dort ein Schulsparkassenbuch geführt, wo jeder Schüler nach seiner Möglichkeit Geld sparen konnte. Auf Vorschlag der Amtsversammlung von Königsstelle und der Schulvorstände führte man gleiches ab April 1909 in allen Schulen des Amtes Königssteele ein.
Der Referent ging in seinem Vortrag noch auf die weiteren Schulleiter und einige Auszüge aus der alten Schulchronik der Kath. Eibergschule ein, die das Bild über das damalige Schulwesen abrundeten. Ebenso wurden zahlreiche Klassenfotos aus verschiedenen Jahrgängen gezeigt. Zwei Besucher der Veranstaltung überraschten dann noch mit zwei Relikten aus der Vergangenheit der Kath. Eibergschule: eine alte Wandlandkarte zum Aufhängen von Deutschland und ein altes Wandkreuz.
Fotos: Vereinsarchiv HGK, M.Jakubek: