Impressionen aus Eiberg
Sep.
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Die Gründung des Amtes Königssteele vor 140 Jahren

04.09.2025

In seinem Vortrag ging Referent Christian Schlich zunächst auf die historischen Verwaltungsstrukturen im ausgehenden Mittelalter in der Grafschaft Mark ein, als Eiberg noch als Bauerschaft dem sogenannten Niederamt Bochum mit dem Verwaltungssitz in Wattenscheid zugeordnet war.

Das alte Amt Bochum wurde damals noch in das Niederamt, Mittelamt und Oberamt unterteilt. Erst 1753 wurde von den Preußen erstmals eine Kreiseinteilung vorgenommen, in der Eiberg dem Amt Bochum im Kreis Hörde zugeordnet war. Durch die napoleonischen Kriege, der Schaffung neuer Staaten und der Einführung der französischen Verwaltungsstrukturen wurde Eiberg nach dem Frieden von Tilsit 1807 Teil des neuzugeschnittenen Großherzogtums Berg unter Vereinnahmung der ehemaligen preußischen Grafschaft Mark.

Das Großherzogtum Berg war in vier Departements – vergleichbar mit Regierungsbezirken – unterteilt, die jeweils in sogenannte Arrondissements – ähnliche wie Kreise - untergliedert waren. Die kleinste Verwaltungseinheit war die Mairie (=Bürgermeisterei). So wurde Eiberg als unselbständiger Ort Teil des Mairie Wattenscheid im Arrondissement Dortmund, das zum Departement Ruhr mit dem Verwaltungssitz in Dortmund gehörte. Wenn auch schon damals als Bauerschaft keine großen Selbstverwaltungsaufgaben in Eiberg lagen, so war nun alles Handeln in Wattenscheid bzw. Dortmund konzentriert. Der Maire (=Bürgermeister) von Wattenscheid war nur ausführendes Organ des Präfekten Gisbert von Romberg in Dortmund und hatte direkten Zugriff auf die Bewohner Eibergs, ohne dass es einer Verwaltungsperson in Eiberg bedurfte.

Mit der Niederlage Napoleons 1813 und der Neuordnung der Staaten auf dem Wienerkongress 1815 fiel Eiberg wieder an das Königsreich Preußen zurück. Jedoch blieben die französischen Strukturen noch einige Jahre erhalten, bevor die preußische Städteordnung von 1831 und die Landgemeindeordnung 1841 mit Bildung neuer Kreise in der neugeschaffenen Provinz Westfalen eingeführt wurden. Als nun selbständige Landgemeinde mit einem Gemeindevorsteher und Gemeindeverordneten war nun Eiberg Teil des Amtes Wattenscheids im Kreis Bochum geworden.

Die Bildung eines Amtes Königssteele kam nach der Reichsgründung 1871 auf, als der Kreis Bochum durch den industriellen Aufschwung und die beschleunigte Vermehrung der Bevölkerung so stark angewachsen war, dass es der größte Kreis im Königsreich Preußen war und über 200.000 Einwohner zählte.

Der Referent schilderte anhand von Zeitungsdokumenten den äußerst schwierigen und langsamen Bildungsprozess des Amtes Königssteele, da insbesondere wechselseitige Widerstände aus den Gemeinden Horst, Freisenbruch und Eiberg vorgebracht wurden. Nur Königssteele war stets einmütig für diese Amtsbildung. Die Ablehnungen unterstellten meist eine Unzweckmäßigkeit der Amtsbildung sowie eine erhöhte Verwaltungslast der einzelnen Gemeinden gegenüber dem bisherigen Status. So zog sich der Prozess über 12 Jahre hin und wurde dreimal im Provinzial-Landtag in Münster beraten, bevor er am 3. Mai 1884 endgültig befürwortet wurde. Der preußische König als Landesherr genehmigte daraufhin die Vorlage am 27. Juni 1884, sodass am 1. April 1885 das neue Amt Königssteele im neu geschaffenen Kreis Hattingen begründet wurde. Als Dienstsitz wurde ein Haus des Bauunternehmers Büssing an der heutigen Bochumer Landstraße 175 angemietet und später angekauft. Daher wurde die Anhöhe im Volksmund auch als „Amtmannsberg“ bezeichnet.

Zuletzt berichtete Schlich über die ersten, zum Teil „bemerkenswerten“ Bekanntmachungen des neuen Amtmanns Hans zur Sicherheit und Ordnung des Amtes, z.B. Verbote zum Baden in der Ruhr, zum Trinken von unter 14jährigen und zur Teilnahme an Lustbarkeiten und „Tingel-Tangel“ von unter 17jährigen, die ein bizarres Licht auf die damaligen Verhältnisse zulassen.

Fotos: Archiv HGK Eiberg

Amtshaus Königssteele_1899   Hans-Wilhelm_1840-1906_Amtmann Königssteele 1885-1903  Königlicher Bescheid vom 25-09-1885 zur Bildung des Amtes Königssteele

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Quelle: http://eiberg-heimatgeschichtskreis.de/blog/265/die+gruendung+des+amtes+koenigssteele+vor+140+jahren