Groote Hof
Okt.
17

Die Renaturierung des Eibergbaches 2017-2021

17.10.2024

Die aufwendige Entflechtung des Eibergsbaches (ursprünglich Mecklenbecke!) vom Mischwasserkanalnetz (Regen u. Abwasser) im Bereich der Straße Weg am Berge bis zum Rückhaltebecken unter dem Parkplatz des Schwimmbades Oststadt am Schultenweg und seine anschließende, teilweise Renaturierung war Gegenstand des Vortrages.

Zunächst bot der Pressesprecher „Technik“ der Stadtwerke Essen AG, Roy Daffinger, einen Überblick in die Aufgaben und Organisation der Stadtwerke, die das Projekt maßgeblich begleitet hat. Referent Dipl.-Ing. Thomas Sümpelmann, der die Bauleitung innehatte, zeigte die komplexen Zusammenhänge der Bauausführung und der technischen Herausforderungen auf.

So mussten etliche, bis zum Teil ca. 20m tiefe Baugruben erstellt werden, von wo aus die rund 4m langen Betonfertigteile unterirdisch hydraulisch vorgetrieben wurden. Wesentliche Voraussetzung dafür war die genaue Kenntnis des Untergrundes, wozu viele Bodensondierungsbohrungen im Vorfeld durchgeführt wurden. Insbesondere war eine Kampfmittelfreiheitsuntersuchung Voraussetzung für die spätere Vortriebstechnik. Deshalb begannen die Vorplanungen bereits 2012. Letztlich fanden sich aber keine Relikte aus dem 2. Weltkrieg.

Das neue Mischwasserkanalnetz wurde zudem so dimensioniert, dass in den zum Teil bis zu 3,6m hohen Kanalröhren mit rund 30t Gewicht auch Rückhaltevolumina entstanden, damit die Klärwerke zur Ruhr hin bei Unwetter nicht überlastet werden und ungereinigtes Abwasser nicht in die Ruhr gelangt. Bemerkenswert ist auch, dass Abwässer von Bochum-Höntrop an das System angeschlossen sind, die schon seit Jahrzehnten durch eine Rohrnetz längst des Eibergbaches bis zur Straße Weg am Berge geführt werden und nun ebenfalls an das neue Mischwasserkanalsystem angeschlossen wurden.

Die fast 5jährige Bauphase ist vielen Eibergern gut in Erinnerung, waren doch die Auswirkungen auf die Befahrbarkeit der betroffenen Straßen sehr ausgeprägt, sodass auch die Buslinie über die Schirnbecker Teiche fahren musste. Ebenso wurde ein kleines Steinkohleflöz im Bereich Zeche Eiberg/Weg am Berge durchfahren, dass die recht oberflächennahen Lage der Kohle in Eiberg verdeutlicht. Letztlich ist durch diese von den Landesbehörden vorgeschriebene und sehr kostenintensive Baumaßnahme im zweistelligen Millionenbetrag nur ein relativ kleines Stück des Eibergbaches renaturiert worden, da der Bach nach wie vor unter der ehemaligen Bergehalde der Zeche Eiberg sowie unter dem Bahndamm am Schultenweg verrohrt ist, bevor er schließlich im Bereich der Kreuzung Sachsenring/Schultenweg gänzlich verrohrt zur Ruhr geführt wird.

Die zahlreich anwesenden Zuhörer hatten noch die Gelegenheit für Nachfragen, von denen sie rege Gebraucht machten und von den beiden Referenten gerne beantwortet wurden.

Fotos: Christian Schlich und Harald Vollmer:

 Vortrag Renaturierung Eibergbach   Vortrag Renaturierung Eibergbach   Vortrag Renaturierung Eibergbach   Renaturierung Eibergbach - Schultenweg - Großer Schirnkamp - Zeche Eiberg - Falterweg   Renaturierung Eibergbach - Schultenweg - Zeche Eiberg - Falterweg   Renaturierung Eibergbach - Zeche Eiberg - Falterweg

Sep.
29

Ausstellungseröffnung „Eiberg einst und jetzt“

29.09.2024

An diesem frühen Nachmittag begrüßte der Vorsitzende zahlreiche Mitgliedern des Vereins sowie einige Vertreter*innen der Bezirksvertretung Steele/Kray und des Stadtrates zur Eröffnung der neuen Ausstellung und erläuterte kurz die Konzeption der Ausstellung.

Auf 39 Bildgegenüberstellungen wird der Wandel und die Veränderung des Ortsteils Eiberg aufgezeigt und das Interesse an der Ortsgeschichte geweckt. Die Ausstellung nimmt dabei nicht nur Motive aus Essen-Eiberg auf, sondern zeigt ebenso Bilder aus den ehemaligen Teilen Eibergs aus Stalleiken, Höntrop und Dahlhausen.

Besonderen Dank richtete der Vorsitzende an die Bezirksvertretung Steele/Kray für die finanzielle Kulturförderung und an Vorstandsmitglied Dieter Eilmes, der bei der Vorbereitung und Durchführung der Ausstellung sowie beim Fotografieren der heutigen Ansichten der alten Motive maßgeblich mitgearbeitet hat. Nach der Einführung in die Ausstellung gab es einen Rundgang mit Erläuterungen. Bei Kaffee und Kuchen klang die Eröffnungsveranstaltung aus und lud zum Plausch über die Eindrücke der Ausstellung ein.

Fotos: Dieter Eilmes

Ausstellungseröffnung  Ausstellungseröffnung  Ausstellungseröffnung

Sep.
19

Der Eiberg-Dahlhauser Bismarckturm

19.09.2024

Zu Ehren des Reichskanzlers, Fürst Otto von Bismarck als „Schmied des Deutschen Kaiserreiches“ wurde dieser in der Bevölkerung und insbesondere in der Studentenschaft verehrt. Nach seinem Ableben 1898 gab es einen ausgeschriebenen Wettbewerb der Studentenschaft in Bonn für den Bau von Bismarckgedenktürme bzw. -säulen. An seinem Geburtstag am 1. April sollten diese Türme mit einer Flamme illuminiert werden und an ihn erinnern. Vielerorts wurden auch Bismarckvereine gegründet, so auch in Dahlhausen. Der Entwurf des Architekten Wilhelm Kreis mit dem Titel „Götterdämmerung“ wurde 1899 prämiert und sollte als Vorlage zur Umsetzung der Türme genutzt werden. Aber es gab auch andere Formen, die lokal umgesetzt wurden. Für den Bau eines Bismarckturmes auf Eiberger Gebiet setzte sich der damalige Vorsitzende der Firma Dr. C. Otto & Comp., Herr Dr. h.c. Gustav Hilgenstock, ein. Aus dem werkseigenen Steinbruch am Eiberg´schen Berg wurden die Steinquader zum Bau des 13m hohen Turmes entnommen. So entstand auf dem Eiberger Flurstück „Kohlenberg“ an der Straße „Am Walde“ vier Jahre nach Bismarcks Tod der erste Bismarckturm im Ruhrtale in unserer Gegend. Durch seine Lage war er weithin sichtbar. Neben dem Schriftzug „Bismarck“ und dem Wappen der von Bismarck war zusätzlich auch eine Bronzeplatte mit dem Bildnis des Firmengründers Dr. Carlos Otto angebracht. Die Einweihung fand am 1. April 1902 statt. Spektakulär war das Abbrennen eines Feuers in einer auf dem Turme befindlichen Feuerschale, in der mit rund 1.600 Liter Benzol für 260 Reichsmark eine ca. 3m breite und ca. 8m hohe Flamme erzeugt wurde, die weithin sichtbar war.

Das Gedenken ging auch mit Feierlichkeiten im Casino der Firma Dr. C. Otto und anderen Gaststätten in Dahlhausen einher. Diese Verehrung hielt bis zum Beginn des 1. Weltkrieges an, wurde aber ab 1915 ausgesetzt. Der Bismarckturm geriet so schon früh in Vergessenheit und verfiel zusehends. Erst 1926 nach dem ersten Weltkrieg und der Ruhrbesatzung durch die Franzosen und Belgier weckte ein Zeitungsartikel wieder die Aufmerksamkeit, der die schlechten Zustände des Turmes und die Unfallgefahren hinwies. Ein Jahr später wurde dann wieder alte Tradition aufgenommen. Der Turm war indes durchaus bei der Bevölkerung ein beliebter Ausflugspunkt, da er eine herrliche Aussicht ins Ruhrtal bot.

In der NS-Zeit wurde der Turm jedoch nicht mehr für ein Bismarckgedenken benutzt, jedoch wurden im Sinne der germanisch-deutschen Ideologie dort „Sonnenwendfeiern“ durchgeführt. Mit Beginn des 2. Weltkrieges und des Aufbaues einer Luftabwehr für das Land, wurde das neben den Turme befindliche Gelände als strategischer Punkt zur Luftabwehr ausgewählt und zu einer Flak-Stellung mit vier Geschützen hergerichtet. Dabei musste der Bismarckturm zur Verbesserung des Schuss- und Sichtfeldes weichen. So wurde er kurzer Hand gesprengt und auf dem Fundament eine Scheinwerferbatterie errichtet. Aufgrund der späteren, großen Flughöhen der alleierten Bomber konnte die Flak-Stellung jedoch wenig ausrichten, so dass die Geschütze noch vor Kriegende abgebaut und durch Attrappen ersetzt wurden.

An den Bismarckturm erinnerte heute nur noch ein verwildertes Flurstück, das aufgrund der Bodenbeschaffenheit nicht landwirtschaftlich genutzt werden kann. Auch die freie Sicht ins Ruhrtal ist heute durch Baumbewuchs nicht mehr gegeben. Dennoch war der nur 37 existierende Turm lange Zeit eine Landmarke in unserer Heimat, an den noch die bis 1988 betriebene Gaststätte „Zur Bismarckhöhe“ von Käthe Sendt geb. Küpper-Fahrenberg an der Höntroper Straße 29 erinnerte. Auch in Dahlhausen hieß die heutige Straße „Am Ruhrort“ zeitweilig „Bismarckstraße“ zur Ehrung des einstigen Reichskanzlers Otto von Bismarck.

(Fotos: Archiv HGK Eiberg: )

 Bismarckturm um 1936  Am Walde - Bismarckturm  Karte 1969 - Flakstellung Oben in Eiberg

Aug.
22

Eiberger Straßen – Der Eibergweg

22.08.2024

In seinem Vortrag ging der Vorsitzende Christian Schlich auf die einstige Verkehrsverbindung zwischen Stalleiken und Eiberg ein, die sich ursprünglich längst der ehemaligen Schirnbecke entlang zog. Der 1919 erstmals mit dem Straßennamen „Eibergweg“ belegte Verbindungsweg begann an der Schirnbecker Teiche und endete am heutigen Stalleikenweg. Dort befanden sich die Kotten „Schulte in der Heide“, Plesken in der Heide“ (später Brandhoff und Renzel) und „Storp“ (später Klüwer), der die Eiberger Schmiede betrieb. Diese Kotten sind etwa zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstanden, als die letzten größeren Waldbestände in Eiberg gerodet wurden und das urbar gemacht wurde. Als es noch keine Straßenbezeichnungen gab und die Häuser nur durchnummeriert wurden, begann die Zählung der Häuser im äußersten Nordosten beim Kötter „Schulte in der Heide“. Etwas südwestlich davon lag der Kotten Beisemann, später Brimberg. Der fünfte Kotten war der Kotten Hackmann (später Hovestadt), der erst vor wenige Jahren abgerissen wurde. Dort gabelte sich der Weg einst zum einen in Richtung Westen längst dem Schirnbecke-Tal und zum anderen Richtung Südwesten über die Felder der heutigen Umspannanlage zur heutigen Straße „Schirnbecker Teiche“ verlaufenden Verbindung. Die zuvor genannten Kotten lagen alle auf dem heutigen Wattenscheider Ortsteil Eibergs.

Auf Essener Seite lagen am Eibergweg weitere Kotten, die schon vor 1900 abgerissen bzw. aufgegeben wurden. Es waren meist Häuser der alten Höfe Schulte-Bockholt, Brandhoff und Feldmann, die an Tagelöhner vermietet wurden. So besaß der Schulte Bockholt den „Kotten im großen Kamp“ auf der heutigen Stadtgrenze sowie den Kotten „Niedick“. Ebenso besaß der Hof noch zwei weitere Kotten am Eibergweg, den „Lehmkuhlskotten“ und den Kotten Bockholt. Während letzterer ebenfalls nur an Tagelöhner vermietet wurde, kam der Lehmkuhlskotten schon früh in das Eigentum eines Sohnes des Hofes Schulte-Bockholt namens Evert (=Eberhard). Erst 1893 gelangte der Kotten in den Besitz des Bergmann Wilhelm Assmuth, dessen Nachfahren dort noch wohnen. Der „Kotten im Reibenkamp“ gehörte dem Hofe Brandhoff (heute Kamann) und wurde um 1800 an Franz Hegemann vermietet, aber zumeist ab ca. 1850 von Angehörigen der Familie Brandhoff selbst genutzt.

Der größte Kotten am Eibergweg war der Bamberg Kotten. Er existiert noch heute am Eibergweg 9 und ist ein Abspliss vom Hofe Feldmann, der Eigentum des Kloster Sterkrade war. Noch 1804 mussten die Eheleute Heinrich Wilhelm Baumberg um die Pachtung des Kotten bei der Äbtissin vom Kloster Sterkrade nachsuchen. Über Gathmann kam der Kotten 1865 in die Hände von Heinrich Friedrich Beckmann aus Wattenscheid, der schon früh in der Eiberger Gemeindevertretung und von 1879-1914 lange Zeit als Gemeindevorsteher tätig war. Als die Beckmanns 1915 ohne direkte Erben starben, fiel der Kotten an den Landwirt Georg Brüggeney aus Bochum-Stiepel, deren Nachfahren noch den Kotten zum Eigentum besitzen. In der Folgezeit wurde das Haus und die Ländereien bis heute verpachtet.

Das letzte Gebäude, das zum Eibergweg zählte und 1867 entstand, ist der Kotten Teigelack, den der Bergmann Heinrich Teigelack auf einem angekauften Grudstück des Hofes Brandhoff im Reibenkamp errichtete. Lange Zeit wurde das Haus unter Eibergweg 25 geführt, obwohl es zumeist wegen der besseren Wegeverhältnisse vom Sachsenring aus angedient wurde. Erst um 1970 wurde die Adresse in Sachsenring 105 a verändert.

Der heutige, auf Essener Gebiet existierende Eibergweg ist nur noch ein kurzer, schmaler Weg mit den vier Häusern 5, 9, 11 und 13. Auf Wattenscheider Seite heißt die Straße heute „Freisenbruch“, die seit dem 2. Weltkrieg deutlich nachverdichtet worden ist. Zuletzt entstand dort nach dem Abriss der alten Eiberger Schmiede die neue Straße „Zur alten Schmiede“.

 

Vortrag Eibergweg  Bambergkotten   Kotten Brimberg 2014   Kotten Plesken in der Heide - Renzel um 1980

Jun.
09

Schnadegang durch Eiberg

09.06.2024

Der diesjährige Schnadegang mit über 20 Teilnehmern führte Gregor Heinrichs bei bestem Wetter zu den interessanten und auch manchmal recht komplizierten Grenzverläufen im alten Eiberg. So kam die Gruppe auch an die Grenze von Rheinland und Westfalen, die seit 1926 in dieser Form existiert. Für die Postzustellung und die Müllabfuhr haben sich dadurch einzigartige Konstellationen ergeben, sodass zu einigen Häusern am Uhlendahlweg die Müllabfuhr und die Post von Essen über das Bochumer Stadtgebiet fahren und weite Wege zurücklegen muss, da es keine direkte Straßenverbindung von Essen her gibt.

Mit einem Abstecher zum Hause des ehemaligen Schusters und Hochzeitsbitters Schlochtermeier ging es entlang der östlichen Grenze Eiberg am Hohensiepen weiter zum alten Steinbruch „Hottenstein“, wo Ende des 18. Jahrhunderts Steine zum Bau der Chaussee von Steele nach Bochum abgebaut wurden. Der alte Steinbruch wurde zudem nach seiner Stilllegung zum Austragen des Vogelschießens benachbarter Schützenvereine noch Anfang des 20. Jahrhunderts genutzt. Während der NS-Zeit wurde hier ein polnischer Zwangsarbeiter ohne großen Prozeß erhängt, weil er eine Beziehung mit einem deutschen Mädchen hatte. Zur Abschreckung mussten alle Zwangsarbeiter aus dem Umkreis unter der Aufsicht von zahlreichen Polizisten an dem Erhängten vorbeiziehen.  

Am Hofe Buschmann (Reiterhof Spelberg) vorbei führte die Wanderung weiter über die Bahnlinie zum Schultenweg. Auch die Bahnlinie ist heute eine unnatürliche Grenze geworden zwischen Sevinghausen-Eiberg und Höntrop-Eiberg sowie Freisenbruch-Eiberg und Horst-Eiberg. Entlang der Höfe Drenhaus (Grümer) und Schulte-Bockholt gelangten die Teilnehmer wieder zum Ausgangspunkt, der alten Eiberger Kirche.

Fotos: C.Schlich:

Erläuterungen am einstigen Kotten Kleverhoff im Uhlennest    Die Wandergruppe auf der Rheinisch-Westfälischen Grenze, die gleichzeitig die Stadtgrenze von Bochum und Essen ist

Mai.
16

Eiberger Straßen – Der Sachsenring Teil 2

16.05.2024

Im zweiten Teil über die Geschichte des Sachsenrings berichtete Referent Christian Schlich über den Bereich von der Schirnbecker Teiche bis zur Dahlhauser Straße. An der traditionsreichen Gaststätte „Zur Felsengrotte“ des ehemaligen Gastwirtes Johann Walter begann der Vortrag und streifte die Geschichte der ehemaligen Kotten am Wiesmansbrink und den einstigen Hof Siepmann (Wiesmann), der erstmals 1452 erwähnt wurde und 1969 durch den Bau des Bergmannsfeldes aufgegeben werden musste. Dort wurde auf den Feldern der Landwirte Bergmann und Wiesmann ab Mai 1966 das Bergmannsfeld weitest gehend durch den Baukonzern HOCHTIEF im Auftrag des Wohnungsbauunternehmens NEUE HEIMAT errichtet. Die Gebäude wurden vorzugweise aus Fertigteilen gebaut, die in einer eigens geschaffenen Fertigteilfabrik am Rande des Bergmannsfeldes hergestellt wurden. Das Bergmannsfeld war zudem ein Vorzeigebaufeld der damaligen Baumesse DEUBAU im Jahre 1966.

 Der Sachsenring war ursprünglich ein kleiner landwirtschaftlicher Weg, der nur unzureichend für größere Transporte genutzt werden konnte. Außerdem musste man über den Hof Schulte-Mecklenbeck (heute Schwimmbad Oststadt) über einen kleinen Bahnübergang die Bahnstrecke Steele-Bochum queren, um dann über einen Hohlweg bis zur Dahlhauser Straße zu gelangen. Viele Jahre hatten die Bewohner schon das Verlangen geäußert, eine bessere und direktere Verbindung zwischen der Bochumer Landstraße und der Dahlhauser Straße zu erhalten, doch der 1. Weltkrieg und die Ruhrbesetzung durch die Franzosen und Belgiern mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten ließen diese Wünsche nicht zu. Erst 1926 begann noch die Großgemeinde Königssteele und kurz darauf die Stadt Steele mit Notstandsarbeiten, um diese Verbindung herzustellen. Zunächst verbreiterte und begradigte man den Wiesmannsweg bis zum Schultenweg und den Mecklenbecksweg von der Dahlhauser Straße bis zur Bahnlinie. Danach wurde der bereits verlandete Mühlenteich der Mecklenbecks Mühle mit einem Damm aus Hochofenschlacke bedeckt, um auf das Höhenniveau des Mecklenbecksweges südlich der Bahnlinie zu gelangen. Die Schlacke erhielt anschließend eine dicke Schicht aus Lehm als äußeren Abschluss. Über die Bahnlinie baute die Essener Baufirma HOCHTIEF die erst vor kurzer Zeit abgerissene Straßenbrücke. Dabei wurden die Fundamente betoniert und schwere Eisenträger über die Bahnstrecke verlegt, worauf der Straßenbelag kam. So konnte 1927 der Verkehr über die neue Verbindungsstraße fließen, die am 15. Juni 1927 den Namen „Sachsenring“ erhielt. Der Name erinnert an den germanischen Stamm der Sachsen, die im Laufe der der ersten Jahrhunderte nach Christus bis an das Essener Stadtgebiet von Osten her an die Sitze der fränkischen Volksstämme vorgedrungen waren. Nach dem Ausbau erhielt der Sachsenring noch eine Alleebepflanzung mit Lindenbäumen, die noch bis heute überwiegend erhalten ist. Der Fahrbahnbelag war zu dieser Zeit noch kein Asphalt, sondern Aschebelag, sodass das Befahren der Straße an den trockenen Tagen immer mit einer starken Staubbelästigung verbunden war. Damit eine bessere Verbindung mit Dahlhausen erzielt werden konnte, erfuhr auch die Dahlhauser Straße eine Verbreiterung zwischen Imandtstraße und dem Sachsenring.

 Mit der neuen Verbindungsstraße kam auch der Wunsch nach einer Autobuslinie nach Eiberg und Horst auf. Denn bislang gab es weder in Eiberg noch in Horst eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Alle Reisewilligen müssen entweder zum Bahnhof Steele-Ost (damals Steele Hbf) oder zur Bochumer Landstraße laufen, um ein öffentliches Verkehrsmittel zu erreichen. Schon der Steeler Verkehrsverein hatte sich früh unter Leitung des Lehrers Fleher für eine Buslinie nach Horst und Eiberg eingesetzt. Doch die Verhandlungen zogen sich hin, sodass erst 1935 endlich eine solche Buslinie zustande kam. Die Buslinie fuhr durch den damaligen Tunnel von der Bochumer Straße über die heutige Dahlhauser Straße bis zum Sachsenring, dann über diesen nach Freisenbruch zur Haltstelle „Zweibachegge“ und zurück, wobei die Fahrten lediglich alle 2 Stunden stattfanden. Für Eiberg gab es zunächst nur eine Haltestelle an der Kreuzung Schultenweg/Sachsenring, die später mit Haltepunkten an der Schirnbecker Teiche und Schacht Heintzmann ergänzt wurden. Um die Eiberger besser andienen zu können, fuhr der Bus während des 2. Weltkrieges zeitweilig auch durch die Schirnbecker Teiche und den Schultenweg. So wurde der neue Sachsenring letztlich die Grundlage für die bessere Verkehrsanbindung von Eiberg und Horst nach Steele vor nunmehr 90 Jahren, bevor ergänzend die Bahnhaltestelle gebaut wurde.

(Fotos: C.Schlich):

 Brücke Sachsenring   Sachsenring Felsengrotte 1980

Apr.
18

Die Schließung der Zeche Eiberg vor 110 Jahren

18.04.2024

Zur Entwicklung und Schließung der ersten Tiefbauzeche in Eiberg, die zunächst 1852 als „Zeche Jacob“ gegründet wurde, berichtete Referent Chr. Schlich im vollbesetzten Vortragsraum. Er zeichnete die schwierigen Jahre dieser neuen Zeche nach, die anfänglich durch technische und wirtschaftliche Schwierigkeiten geprägt war. Bereits 1870 erhielt sie einen Bahnanschluss mit Ladebühne an die Bergisch-Märkische-Eisenbahnlinie, die seit 1862 in Betrieb war. Durch den Ausfall der Wasserhaltung im Jahre 1879 soff die Zeche schließlich gänzlich ab. Erst 1882 wurde mit Unterstützung neuer Investoren die Zeche unter dem Namen „Zeche Eiberg“ neu gegründet. Durch Zukäufe der benachbarten Grubenfelder „Fridolin“, „Der Freibeuter“ und „Mecklingsbank ins Westen“ vergrößerte sich die Zeche. Ebenso baute man eine Brikettfabrik. Schließlich erwarb man das Grubenfeld „Viktoria“ in Überruhr und baute dort einen zweiten Förderschacht namens „Hermann“ auf dem ehemaligen Kevelohhof. Doch der Abbau der dortigen Flözpartien erwies sich als unrentabel. Hinzu kam, dass bei den größeren Zechen im Norden des Ruhrrevieres das Interesse an dem Ankauf kleinerer Ruhrzechen aufkam, um damit ihren Anteil im Rheinisch-Westfälischen-Kohlesyndikat und damit ihren Kohlenabsatz zu vergrößern. So kam bereits 1903 das Gerücht auf, die Gewerkschaft der Zeche Ewald könnte die Zeche Eiberg aufkaufen und diese dann kurzer Hand schließen. Beide Gewerkschaften wiesen diese Schließungsabsicht jedoch weit von sich.

Und so kam es 1904 zum Verkauf der Zeche Eiberg. Zwar wurde die Zeche Eiberg zunächst nicht geschlossen, aber die Aufgabe des erst gerade fünf Jahre alten Schachtes Hermann in Überruhr erfolgte noch Ende 1904. Viele Bürger und Investoren in Eiberg waren ins Mark getroffen und saßen ihre wirtschaftlichen Aussichten pessimistisch. Die Preise auf dem Wohnungsmarkt brachen drastisch ein. Schon kurz vor der offiziellen Übernahme am 1. April 1904 kehrten über 100 Bergleute der Zeche den Rücken und wanderten auf andere Zechen ab. Noch zehn Jahre lang baute man nun extensiv Kohlen auf der Zeche Eiberg ab, bevor am 1. April 1914 das endgültige Aus kam. Petitionen, Eingaben, Protestnoten und Gutachten, selbst Debatten im Preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin über die Jahre konnten das Ende und die unrühmliche Vorgehensweise der größeren Zechen nicht verhindern. Es folgen weitere Ruhrzechen, denen es ähnlich erging. Der recht frühe Verkauf 1904 und das Ende 1914 brachten die damals eigenständige Gemeinde Eiberg an den finanziellen Ruin, flossen doch fast die Hälfte aller Steuereinnahmen der Gemeinde von der Zeche zu. Ebenso investierten keine weiteren Personen mehr in Eiberg und der Gemeindeausbau geriet ins Stocken. So wuchs Eiberg - im Gegensatz zu den benachbarten Gemeinden – nicht zu einer größeren Gemeinde heran und blieb eher ländlich geprägt. Die Gemeindevertretung suchte nun einen Zusammenschluss mit den anderen Gemeinden im Amt Königssteele zu bewirken, um dem Dilemma zu entkommen, doch der 1. Weltkrieg verhindert dies zunächst. Erst 1919 wurde die Großgemeinde Königssteele durch Zusammenschluss der bisher selbständigen Gemeinden Königssteele, Freisenbruch, Horst und Eiberg geschaffen, die sich aber durch die allgemein schlechten Wirtschaftsverhältnisse Anfang der 1920er Jahre und die Schließung weitere Unternehmen 1926 mit der Stadt Steele vereinigte.

Fotos: D.Eilmes, Archiv HGK

Vortrag Zeche Eiberg 2024  Zeche Eiberg - Lageplan 1885 mit Gleisanschluss  Zeche Eiberg um 1900

Mär.
21

Eiberger Straßen – Der Sachsenring Teil 1

21.03.2024

Über den Sachsenring, der erst seit 1926 in seinem heutigen Verlauf existiert, berichtete Referent Chr. Schlich in seinem interessanten Vortrag. Im ersten Teil wurde der Verlauf von der Bochumer Landstraße bis zur Schirnbecker Teiche mit seinen Anrainern und geschichtlichen Gegebenheiten in den Focus genommen. Ursprünglich begann der nördliche Sachsenring am alten Hellweg und erhielt erst später einen direkten Zugang zur Bochumer Landstraße. Vor der erstmaligen Vergabe von Straßennamen in der 1919 gegründeten Großgemeinde Königssteele hieß der Weg „Eiberger Straße“ und wurde dann in „Beckmannstraße“ nach dem ehemaligen, langjährigen Gemeindevorsteher von Eiberg, Heinrich Beckmann (*1837 +1915), umbenannt. Das mittlere Stück des heutigen Sachsenringes erhielt damals den Namen „Wiesmannsweg“ und der südliche Teil „Mecklenbecksweg“. Erst mit der Fertigstellung der heute abgerissenen Bahnbrücke im Jahre 1926/27 wurde der Sachsenring in seinem heutigen Ausgestaltung passierbar. Der Name „Sachsenring“ entstand in Anlehnung an den alten germanischen Stamm der Sachsen, die im Osten von Essen ansässig waren, im Gegensatz zu den Franken, die westlich angesiedelt waren, wonach die Frankenstraße benannt wurde.

Der nördliche Teil des Sachsenrings war bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts nicht besiedelt. Lediglich ein altes Fachwerkhäuschen, das zum Kotten Bamberg am Eibergweg gehörte, lag im Bereich der Parkplätze der heutigen Schrebergartenanlage am Sachsenring. Erst nach der Gründung der Tiefbauzeche Eintracht-Tiefbau 1856 entstanden dort wenige neue Bergmannskotten (früher Sachsenring 19-33 und 51). Mit dem Teufbeginn des Schachtes Heintzmann im Jahre 1873 als zweiter Schacht der Zeche Eintracht-Tiefbau und dem weiteren Ausbau dieser Schachtanlage benötigte man mehr Wohnraum, den man um 1900 mit den Bergmannswohnhäusern Sachsenring 46-52 schuf. Um diese Zeit entstanden auch die Häuser Sachsenring 54, 66, 72, 82 und 84 sowie die Häuser Nr. 93, 103, 114, 124, 126 und 128. Erst wenige Jahre vor der Schließung der Zeche Eintracht-Tiefbau baute 1923/24 die Bergmannssiedlung Landkreis Hattingen GmbH die charakteristischen Häuser Sachsenring 59-87, die später noch durch die Nr. 55-57 ergänzt wurden. Das äußerliche Erscheinungsbild der aneinandergereihten Häuser führte im Volksmund zu dem Begriff „D-Zug“ für diese Siedlung. Zur gleichen Zeit sah sich die Großgemeinde Königssteele durch die schlechte Wirtschaftslage nach dem 1. Weltkrieg und die Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen und Belgier mit hoher Arbeitslosigkeit und Armut veranlasst, auf einem wüsten Teilstück der Abraumhalde am Sachsenring Notunterkünfte für Bedürftige zu errichten. So entstanden zunächst 5 Holzbaracken, die später durch massivere Gebäude ersetzt wurden (Sachsenring 108-112). Aufgrund der oft schwierigen sozialen Verhältnisse kam die Bezeichnung „An den Karparthen“ auf, die sich in den 1950er Jahren in „Mau-Mau-Siedlung“ änderte. Die Bezeichnung nahm Bezug auf den Mau-Mau-Krieg, der als Kampf der Unabhängigkeitsbewegung in Kenia gegen die Kolonialmacht Großbritannien von 1952–1960 geführt wurde. Da man glaubte, Verhaltensähnlichkeiten wie die Zerstörungswut der Aufständischen im Mau-Mau-Krieg zu erkennen, adaptierte man die Begrifflichkeit. Nach dem Zusammenschluss der Großgemeinde Königssteele und der Stadt Steele im Jahre 1926 entstanden die Häuser Nr. 102 (später Wäscherei Ritter) und Nr. 120/122.

Weitere Bauaktivitäten ergaben sich am nördlichen Sachsenring erst nach der Eingemeindung der Stadt Steele nach Essen. So wurden ab 1932 im größeren Stil mehrere Kleinsiedlungshäuser (Sachsenring 105-155) und sowie die ersten Häuser am Reibenkamp gebaut. Ergänzt wurde die Bebauung nach dem 2. Weltkrieg mit den Häusern Nr. 86-100. Heute sind bereits einige alte Gebäude weiteren Neubauten gewichen und Freiflächen nachverdichtet worden. In einem 2. Vortragsteil wird dann auf die Entwicklung des südlichen Sachsenrings bis zur Dahlhauser Straße eingegangen.

Fotos: C.Schlich, D.Eilmes, Sammlung HGK Eiberg

Vortrag Sachsenring Sachsenring mit Sozialbauten um 1960 mit Blick vom Schultenweg  Bergmannshäuser der Zeche Eintracht-Tiefbau erbaut um 1900 (Sachsenring 48-52)

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