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Die Entstehung von Kleinzechen in unserer Heimat vor 75 Jahren
Der gut besuchte Vortrag führte in die Nachkriegszeit nach dem 2. Weltkrieg vor 75 Jahren, als das im Wiederaufbau befindliche Deutschland Energie benötigte, die man so nicht auf dem Markt bekam. So wurden neben den großen Zechen auch viele Kleinzechen neu gegründet, die sich vor allem auf noch unabgebaute Flözpartien der Altzechen in Erdoberflächennähe fokussierten, aber auch in alten Grubenbauen Restkohlen abbauten.
Vielfach wurden die Kleinzechen auch im Volksmund als „Zeche Eimerweise“ bezeichnet, da ihre Ausbeute meist klein im Gegensatz zu den Großzechen war. Vielfach lag die Kohlenausbeute nur bei 5.000 bis 50.000 t pro Jahr mit einer Belegschaft von 25 bis 100 Bergleuten. Auch die Laufzeiten dieser Kleinzechen lag bei wenigen Jahren und erreichten nur selten 10 Jahre. Die Aufbauten waren zudem recht einfach gehalten und meist aus Holzkonstruktionen. Einige hingegen waren auch mit stählernem Förderturm ausgestattet. Mit Beginn der 1960er-Jahre und dem immer größeren Ölangebot begann die Kohlekrise und insbesondere die Kleinzechen verloren schnell ihre Rentabilität.
Referent Christian Schlich ging in seinem Vortrag insbesondere auf die Kleinzechen in Freisenbruch, Horst, Eiberg, Sevinghausen, Höntrop und Dahlhausen ein, die einen nicht unerheblichen Anteil an dem bergbaulichen Geschehen in unserer Region in den 1950er-Jahren hatten.
So gab es die Kleinzechen Johannesberg/Wipsterz im Haferfeld, Helga I-IV im Bergmannsbusch und an der Freisenbruchstraße, Felix-Barbara am Kleinen Schirnkamp in Eiberg, die Zeche Neu-Mecklingsbank der Bayer AG in Stalleiken sowie die Zeche Zollstraße im benachbarten Höntrop mit einigen Schächten am Hosiepen in Obereiberg, die später unter dem Namen Zeche Middelanis firmten. Im Süden von Eiberg befanden sich die Zeche Neuruhrort in Oberdahlhausen und die Kleinzeche Christine an der Dr.C.Otto-Straße 222 in Dahlhausen, die beide im alten Feld der einstigen Stollenzeche Schwarze Junge Kohle abbauten. Auch wenn diesen Zechen wegen der vermehrten Verwendung von Erdöl keine langen Betriebszeiten hatten, so waren sie doch für den wirtschaftlichen Aufschwung unseres Landes nach dem 2. Weltkrieg unverzichtbar und haben so auch ihren berechtigten Platz in der Bergbaugeschichte unserer Heimat.
Ebenso wurde auf das Thema der Tagesbrüche eingegangen, die am 2. Januar 2000 ein dramatisches Ausmaß auf dem Gelände des einstigen Kleinzeche Marianne in Höntrop an der Emilstraße angenommen hat. Fast ein ganzer Garagenhof wurde damals förmlich vom Untergrund verschluckt. Aber auch die Dr.-C.-Otto-Straße musste 2002 wegen bergbaulichen Hohlräumen unter der Straße mit 180 Bohrungen und 2.800 t Füllmaterial aufwändig gesichert werden.
Fotos: Dieter Eilmes (1), Sammlung HGK Eiberg (3):

