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850 Jahre Eiberg - Erste urkundliche Erwähnung 1166
Eiberger stießen auf ihren 850. Geburtstag an
Am 19. Februar war der Saal in der Begegnungsstätte des Franz-Sales-Hauses am Schultenweg bis zum letzten Platz gefüllt. Viele Eiberger und Ehrengäste waren gekommen, um den Festvortrag des Vorsitzenden des Heimatgeschichtskreises Eiberg, Christian Schlich, zur Entstehung und den Umständen der Urkunde zu hören, die Anlass zum runden Jubelfest ist. Neben dem Bezirksbürgermeister Gerd Hampel und seiner Stellvertreter Frank Stienecker und Yilmaz Günes sowie anderen Vertretern der Bezirksvertretung Steele/Kray verfolgten auch Ratsherr Dennis Heidrich und Landtagsabgeordneter Dieter Hilser den interessanten Vortrag. Die Urkunde vom 19. Februar 1166, die der damalige Erzbischof von Köln, Reinald von Dassel, zur Schlichtung eines Abgabenstreites zwischen dem Chorherrenstift „Maria ad gradus“ in Köln und den abgabepflichtigen Bauern aus Eiberg, Bochum-Dahlhausen, Niederwenigern, Mecklenbeck und Burgaltendorf ausstellte, galt zunächst seit dem Einsturz des Historischen Archives der Stadt Köln am 3. März 2009 als verschollen, konnte inzwischen aber wiedergefunden werden und befindet sich in der Restauration. Das erwähnte Mecklenbeck war zu dieser Zeit eine Hofgemeinschaft im Stadtteil Horst, dem der Schulte Mecklenbeck vorstand. Sein Hof lag auf dem heutigen Gelände des Schwimmbades „Oststadt“ am Schultenweg.
Der zu schlichtende Streit war entbrannt, da sich die vorgenannten Bauern auf ein Privileg des Kölner Erzbischofes Arnold I. beriefen, dass dieser ihnen etwa um 1150 gewährt hatte. Danach duften die Bauern statt der sonst üblichen Naturalien, wie Korn, Kleinvieh und Früchte, einen bestimmten Geldbetrag zu einem festgelegten Termin nach Köln zu bringen. Es handelte sich um viereinhalb „Talente“ in Dortmunder Münze. Doch die Chorherren des Stiftes waren trotz längere geübter Praxis damit nicht einverstanden und führten Klage beim neuen Erzbischof Rainald gegen die zehntpflichtigen Bauern, weil sie davon überzeugt waren, dass das Privileg durch Betrug erworben und erschlichen sei. Sie wollten die ihnen zustehenden Abgaben wieder in Naturalien erhalten. Erzbischof Rainald löste das Problem ganz praktisch mit Vorteilen für beide Seiten: Die Bauern durften weiterhin in Geld zahlen, allerdings nunmehr fünf Talente (entsprach ca. 2,5 kg Silbermünzen) und dazu noch Kleinvieh und Früchte.
Die Zeugen der Urkunde lesen sich wie das „Who is Who“ der damaligen Zeit. Viele großen Kirchenführer des Rheinlandes, die auch im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation später Einfluss hatten. Die Vorsteher aller großen Klöster und Stifte von Bonn über Siegburg und Köln nach Werden waren vertreten. Darunter auch zwei spätere Erzbischöfe von Köln. Daneben waren auch die weltlichen Herren der umliegenden Grafschaften Berg und Altena-Berg.
Im Anschluss an den Vortrag stießen alle Festgäste auf den runden Geburtstag an und verbrachten den Abend mit interessanten Gesprächen.
(alle Bilder H.Vollmer)