Impressionen aus Eiberg
Okt.
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775 Jahre westfälisch - Die Einverleibung Eibergs in die Grafschaft Mark

18.10.2018

In seinem Vortrag verweist der Referent darauf, dass im eigentlichen Sinne Eiberg und auch Essen immer schon von alters her dem Westfälischen Raum zuzuordnen waren. Insofern ist die gewählte Jubiläumszahl eher symbolisch für die ursprünglich unter Essener Einfluss stehenden Bauerschaften Steeler Berg, Freisenbruch, Horst und Eiberg zu sehen, die in den Isenbergischen Wirren der Grafschaft Mark einverleibt wurden.

Um diese Geschehnisse besser zu verstehen, schilderte der Referent zunächst die Entstehung und das Wachsen der Grafschaft Berg von seinem Stammsitz in Altenberg und später der Burg an der Wupper aus in Richtung Nordwesten. Ebenso führte er aus, wie die Ostgrenze des einstigen Frauenstiftes Essen verlief, dies sich aus zwei Zehntbeschreibungen aus den Jahren 947 und 1072 ergeben. 

Durch geschickte Heirats- und Machtpolitik wuchs die Grafschaft Berg im 11. und 12. Jahrhundert zu einer regionalen Macht heran. So gelangte um 1090 die Grafschaft Hövel durch Heirat mit Adelheid von Lauffen (Erbin des Grafen von Werl) an Graf Adolf I. von Berg. Zwischen 1066-1150 kamen die Grafschaft Bochum und die „Krumme Grafschaft“ südlich von Dortmund ebenfalls in den Besitz der Grafen von Berg, ohne das Näheres über die Umstände bekannt ist. Vor 1118 erhielten die Grafen von Berg noch die Grafschaft Valbert-Plettenberg als Lehen des rheinischen Pfalzgrafen, bis schließlich um 1160 die Grafschaft Altena, die dahin im Besitz der Grafen von Arnsberg (Seitenlinie der Grafen von Werl) war und durch Erzbischof Reinald von Köln gekaufte die Burg Altena und mit ihr wahrscheinlich den Westteil der Grafschaft Arnsberg für 1.220 Mark gekauft hatte, der Graf Eberhard IV. von Berg als Lehen vom Erzbischof erhielt. Seitdem nannte er sich auch Graf Eberhard I. von Berg-Altena. Als Eberhard I. von Berg-Altena am 23. Januar 1180 starb, kam es zwischen seinen Söhnen Arnold und Friedrich zu einer Erbauseinandersetzung, in deren Folge die väterliche Erbmasse akribisch geteilt wurde. Friedrich von Altena scheint der Initiator der Erbteilung gewesen zu sein. Im Gegensatz zur Berg-Altenaischen Territorialteilung von 1161 handelt es sich hier um eine Gemengeteilung, d.h. Gerechtsamkeiten, Alloden und Lehen wurden peinlich genau nach folgendem Teilungsprinzip getrennt:

   Beide Brüder besaßen gemeinsame, unteilbare Rechte an demselben Objekt.
   Beide Brüder verfügten über getrennte Rechte an demselben Besitz.
   Beide Brüder hatten verschiedene Güter oder Rechte an demselben Ort.
   Beide Brüder besaßen Rechte und Besitzungen in benachbarten Orten.

Obwohl Arnold und Friedrich, beide zu gleichen Teilen, ihre Stammburg Altena von Köln zu Lehen trugen, zog sich Arnold schon früh daraus zurück. Er verkaufte seinen Anteil nicht an seinen Bruder, sondern an seinen Lehnsherrn, den Erzbischof Philipp von Heinsberg. Nach Philipps Tod gelangte der Anteil der Burg dann wieder an ihn zurück, bis er sie 1200 an Adolf von Altena veräußerte, den ehemaligen Kölner Erzbischof und Herzog von Westfalen. Der Verkauf seines Burganteils ist möglicherweise als feindlicher Akt gegen seinen Bruder zu sehen, da der Erzbischof den Anteil an Fremde belehnte, die nun neben Friedrich auf der Burg Einzug hielten. Genauso ist allerdings denkbar, dass der Erzbischof der eigentliche Initiator der Altenaischen Erbteilung war. Das Todesjahr Eberhards, das Jahr 1180, ist zugleich das Jahr, in dem Kaiser Friedrich Barbarossa aufgrund des Spruchs sächsischer Fürsten mit der Gelnhäuser Urkunde seinem Vetter Heinrich dem Löwen, dem damals mächtigsten Reichsfürsten, u. a. das Stammesherzogtum Sachsen entzog. Ein Teil des ehemaligen Sachsen wurde in die Hände des Erzbischofs von Köln gegeben, der von nun an den Titel eines Herzogs von Westfalen führte. Das auf diese Weise entstandene Herzogtum Westfalen umfasste aber bei weitem nicht das ganze sächsische bzw. westfälische Gebiet und hatte somit von nun an das Entstehen bedeutender, konkurrierender Territorien in seiner unmittelbaren Nachbarschaft zu fürchten. Die Altenaische Erbteilung könnte somit eines der Mittel gewesen sein, mit denen Erzbischof und Herzog Philipp von Heinsberg die Entstehung einer großen territorialen Herrschaft in Konkurrenz zu seinem Herzogtum schon im Ansatz zu verhindern suchte. Er könnte also Arnold von Altena zu dem Verkauf genötigt haben.

Um 1170 erwarb Graf Friedrich von Berg-Altena (um 1155 – 1199) den Oberhof Mark bei Hamm und errichtete dort eine Burg. Er ist der Begründer der Line der Grafen von der Mark. Graf Arnold von Berg-Altena (1173–1209) ließ in den Jahren 1193-1199 auf dem Isenberg westlich von Hattingen eine Burg errichten. Er ist der Begründer der Linie der Grafen von Isenberg. Sein zweiter Sohn Friedrich von Isenberg (1194-1226), ursprünglich für eine kirchliche Laufbahn vorgesehen war und Domherr zu Köln war, trat von diesen Ämtern zurück und wurde Mitregent seines älteren Bruders Eberhard von Isenberg. Dieser Schritt soll er wegen einer möglichen Erkrankung des Bruders bzw. wegen einer Teilnahme an einem Kreuzzuges durchgeführt haben. Spätestens nach dem Tode des im Jahre 1209 fiel ihm der Grafenstuhl zu und wurde so u.a. Schutzvogt der Klöster bzw. Stifter Essen, Rellinghausen und Werden. In Ausübung seiner Vogteischaft kam es im Laufe der Zeit später zu Spannungen mit der Äbtissin Adelheid von Essen, die sich bitterlich über ihn beim Erzbischof von Köln beschwerte. Denn er soll unerlaubterweise Steuereinnahmen für sich in Anspruch genommen haben, die dem Stift Essen zustanden. Dies sah Friedrich von Isenberg völlig anders und ließ für einen möglichen Rechtsstreit mit dem Stift die sogenannten Vogteirollen (kleine Vogteirolle vor 1220, große Vogteirolle 1221) erstellen, worin sorgfältig seine Rechte als Vogt und die zugehörigen Güter aufgezeichnet waren. Ein Verlust der Vogteieinnahmen von über 1.440 Höfen in 900 Orten hätten seine Entwicklungspläne und sein Machtanspruch jäh beendet.

Als sich schließlich die Äbtissin Adelheid direkt an den Papst wandte, wurde Erzbischof Engelbert von Berg, ein Onkel Friedrichs von Isenberg, beauftragt den Streit zu schlichten. Dies und die bereits zuvor erlassene päpstliche Order, die Kirchengüter dem Zugriff der Vögte zu entziehen, waren die Gründe, die 1225 den Erzbischof Engelbert zum Handeln zwangen. Doch Friedrich lehnte es ab, die Vogtei über Essen niederzulegen und dafür mit Geldleistungen entschädigt zu werden. Daher berief der Erzbischof die Edlen Westfalens im November 1225 nach Soest auf einen Fürstentag, um den entstandenen Streit beizulegen. Doch konnte man sich in Soest nicht einigen, und so vertagte man sich auf ein weiteres Treffen einige Tage später zu Köln. Gemeinsam brachen Friedrich und Engelbert in Soest auf, der Erzbischof wollte auf dem Weg zu Schwelm eine Kirchweihe durchführen, Friedrich entweder auf die nur wenige Kilometer abseits der bischöflichen Straße von Soest nach Köln gelegene Burg Isenberg oder zu den weiteren Gesprächen nach Köln reisen. Doch zu den Gesprächen in Köln kam es nicht mehr.  Am 7. November 1225 geriet Erzbischof Engelbert von Berg bei Gevelsberg in einen Hinterhalt und wurde mit mehr als 40 schweren Verletzungen (1978 an den Knochen nachgewiesenen) getötet. Wenige dieser Schläge hätten nach Ansicht der Gerichtsmediziner sicher ausgereicht, Engelbert zu töten. Seitdem gibt es zahlreiche Theorien über die Motive des Mordes und darüber, ob es ein Mord war oder doch nur eine missglückte Entführung. Als Quelle zum Geschehen gibt es nur die Lebensgeschichte Engelberts von Berg, die der Mönch Caesarius von Heisterbach im Auftrag der kölnischen Kirche verfasst hat.

Die Nachricht über den Mord verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Lande. Als päpstlicher Legat hielt sich bis 1226 Konrad von Urach in Deutschland auf, der mit Engelbert eng kooperierte und nach seiner Ermordung den Kirchenbann über Friedrich verhängte, zu dessen Verfolgung aufrief, die Beisetzung Engelberts in Köln leitete und ihn als Märtyrer bezeichnete. Engelberts Nachfolger Erzbischof Heinrich von Molenark beantragte auf dem Hoftag zu Nürnberg am 1. Dezember 1225, die Acht über Friedrich von Isenberg auszusprechen. Dem Antrag wurde stattgegeben. Es wurde beschlossen, dass die Burg Isenberg bei Hattingen an der Ruhr und die Burg Nienbrügge nördlich der Lippe sowie die Unterkünfte der Reisigen südlich der Lippe dem Erdboden gleichzumachen seien. Die Alloden sollten eingezogen werden. Friedrichs Burgen in Hattingen und Nienbrügge wurden noch im Winter 1225/26 durch Graf Adolf I. von der Mark, einem Cousin Friedrichs, der sich auf die Seite des Kölner Erzstifts gestellt hatte, belagert und zerstört. Bedingt durch die Zerstörung Nienbrügges wurde schließlich die Stadt Hamm gegründet. Aus den Steinen der Isenburg soll dann durch Graf Adolf I. von der Mark die Burg Blankenstein in Hattingen gebaut worden sein.  Sie war gemeinsam mit der Burg Altena, der Burg Wetter und der Burg Volmarstein eine der vier Hauptburgen der Grafen von der Mark, die von dort Teile ihres Herrschaftsgebiets durch Droste verwalten ließen. Zum Dank für seine Unterstützung belehnte ihn der Erzbischof von Köln mit den isenbergischen Gütern, die Adolf in der Folgezeit an sich brachte. Dadurch vereinigte Adolf I. die in der zweiten altenaischen Erbteilung ab 1175 zwischen der altenaisch-märkischen und alteanisch-isenbergischen Linie des Hauses Berg aufgeteilten altenaischen Gebiete wieder in einer Hand. 

Friedrich von Isenberg reiste im Jahre 1226 mit seinen Brüdern Dietrich (Bischof in Münster) und Engelbert (Bischofselekt in Osnabrück), sowie dem isenbergischen „Notarius“ nach Rom zur Kurie. Dietrich und Engelbert wollten ihre Suspension rückgängig machen und wieder in ihre Ämter gesetzt werden, was aber nicht geschah. Allerdings konnte Friedrich den Papst offenbar doch von seiner unmittelbaren Unschuld an dem Verbrechen überzeugen, da der von Konrad verhängte Kirchenbann in Rom aufgehoben wurde. An Friedrichs Vogelfreiheit und Verfolgung im Reich änderte dies jedoch nichts mehr.

Auf dem Rückweg bezog er in Lüttich Quartier. Dort wurde er von einem Edlen namens Balduin von Gennep erkannt. Dieser lud Friedrich zu einem Essen ein und nahm ihn gefangen. Er verkaufte ihn für 2.100 Mark Silber (eine halbe Tonne Silber) an den Grafen von Geldern. Friederich wurde nach Köln gebracht.

Am 14. November wurde Friedrich von Isenberg am Severinstor zu Köln auf dem Rad hingerichtet. Ihm wurden Arme und Beine zerschlagen, danach wurde er auf das Rad geflochten und auf einer Steinsäule zur Schau gestellt. Er starb am folgenden Tag und wurde den Vögeln zum Fraß überlassen. 

In Folge dessen sollen auch die Bauerschaften Steeler Berg, Freisenbruch, Horst und Eiberg in die Hände der Grafen von Mark gelangt sein. Doch 1232 forderten und der inzwischen 17jährige Sohn Friedrichs, Graf Dietrich von Altena-Isenberg (*um 1215; † 1301), und die verbliebenen Brüder das Erbe zurück. Unterstützt von seinen Onkeln, dem Bischof von Osnabrück, dem Herzog von Limburg und Grafen von Berg, kam es kurz, nachdem Adolf I. von der Mark die Forderungen abgelehnt hatte, zur Fehde. Die Kämpfe führten in elf Jahren jedoch nur zu geringen Geländegewinnen der Isenberger und zu einem militärischen Patt. Schließlich schlossen am 1. Mai 1243 die Kriegsparteien einen Vergleich, der Dietrich von Isenberg-Limburg die Herrschaft über die kleine Grafschaft Limburg sicherte und die isenbergischen Güter etwa hälftig unter den Kontrahenten aufteilte. Ebenso erstritt er eine Mitherrschaft in Bochum.

So ist es nicht verwunderlich, dass einige Eiberger Höfe dem Grafen von Limburg-Styrum lehnspflichtig waren. Die zweite Hälfte Bochum kam erst durch Tausch und Kauf im Jahre 1392 an die Grafschaft Mark. Nachfolgend gewannen Adolf I. von der Mark und seine Nachfolger die Krumme Grafschaft bei Dortmund (Ankauf von Dietrich von Altena-Isenberg im Jahre 1282 durch Graf Eberhard I. von der Mark) und Teile von Rüdenberg, ebenso wie die Vogtei über das Stift Essen und die Abtei Werden. 

Dies führte zu einer Festigung des märkischen Territorialbesitzes und zu einer dauerhaften Verbindung zwischen dem Hammer Raum und der Grafschaft Altena. Die Isenberger Wirren waren deshalb ein wichtiger Teilschritt zur Herausbildung der späteren Grafschaft Mark. Seit 1243 kann Eiberg als Teil der Grafschaft Mark angesehen werden. Das von Adolf I. von der Mark (+28. Juni 1249) vereinte Territorium sollte zu einem der stärksten in Westfalen werden und geriet deshalb mehr und mehr in Konkurrenz zu den Erzbischöfen von Köln. Für Teilgebiete allerdings war Adolf I. von der Mark erzbischöflicher Vasall. Erst seine Nachfolger lösten sich mehr und mehr von der Herzoglichen und Erzbischöflichen Gewalt der Kölner. Erst 1288 nach der Schlacht von Worringen konnten sie die herzoglichen Rechte widerrechtlich an sich reißen und sich von der Vorherrschaft Kölns endgültig  lösen. 

Schließlich bestätigt 1299 Graf Eberhard II. von der Mark († 4. Juli 1308 in Fröndenberg/Ruhr) den Pfandbesitz (Advocatia) des Stiftes Stoppenberg über sein Gut zu Eiberg (Hof Friedrich).

Wenn man die Grenze der Regierungsbezirke Düsseldorf und Arnsberg heute als Grenze zwischen Rheinland und Westfalen versteht, so verläuft diese Grenze quer durch das heutige Eiberg. An der Bochumer Landstraße steht noch heute der alte Grenzstein mit den Initialen P.W. und P.R., der die Grenze der einstigen Provinzen Westfalen und Rheinland markiert.

Foto und Karte: C.Schlich

Grenzstein Bochumer Landstraße   Karte der Zehntgrenzen von 947 und 1072

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