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Das Horster Ehrenmal - seine Geschichte und Deutung
In der sehr gut besuchten Veranstaltung schilderte Referent Arnd Hepprich vom Steeler Archiv anhand von Bildern und Zeitungsartikeln die Hintergründe zur Entstehung des Horster Ehrenmals im Jahre 1934. Die ursprünglich als sogenanntes „Ruhrkämpferdenkmal“ errichtete Anlage bei Burg Horst über der Ruhr war den Gefallenen der „westdeutschen Freikorps“ – paramilitärische Freiwilligenverbände bestehend aus ehemaligen Soldaten und Freiwilligen – sowie der Reichswehr und der Polizei gewidmet, die im Frühjahr 1920 an der Niederschlagung des Aufstandes der Roten Ruhr-Armee beteiligt waren.
Die Rote Ruhr-Armee selbst gründete sich im Ruhrgebiet zur Abwehr des völkisch-nationalistischen Kapp-Putsches und zur Durchsetzung revolutionärer Forderungen und führte im März 1920 einen bewaffneten Kampf gegen die an sich republikfeindlichen Freikorps und andere Reichswehrtruppen. Der dreiwöchige Aufstand und Kampf an der Ruhr war ein blutiger Bürgerkrieg mit mehr als 1.500 Toten. In Essen kam es zudem am 19. März 1920 zu einem Gefecht am Wasserturm an der Steeler Straße mit zahlreichen Toten. Durch den Einsatz der Freikorps konnte letztlich die junge Weimarer Republik stabilisiert werden, doch war die Gesinnung der Freikorps weiterhin republikfeindlich, national-kaiserlich und militärisch geprägt.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten entstand dann der Wunsch, für die Gefallenen der Freikorps ein Ehrenmal an der Ruhr zu errichten. Das Denkmal wurde nach den Plänen des Baumeisters Buschhüter aus Krefeld auf einem, vom Zechenbesitzer Vogelsang zur Verfügung gestellte Gelände unterhalb der Burg Horst durch den Freiwilligen Arbeitsdienst (FAD) in wenigen Monaten hergerichtet. Zum ersten Spatenstich am 21. März 1934 und zur Einweihung des Denkmals am 4. November 1934 kamen neben dem ehemaligen Kommandeur des VII. Armee-Korps in Münster und Förderer des Denkmals, Generalleutnant Oskar von Watter, auch zahlreiche Mitglieder der alten Freikorps, von denen viele inzwischen Karriere in der NSDAP gemacht hatten. Die Einweihung stand ganz im Zeichen des damaligen NS-Regimes. Kurz nach der Einweihung des Denkmals wurde die Verlängerung des Sachsenringes zum Ehrenmal, die eigens für die Einweihung neu hergerichtet wurde und quer durch das heutige Hörster Feld lief, als General-von-Watter-Straße benannt.
Nach dem geschichtlichen Rückblick regte der Referent eine Diskussion über die heutige Deutung und Nutzung der Anlage an. In der Diskussion mit den Veranstaltungsteilnehmer*innen war man sich einig, dass die inzwischen fast 90 Jahre alte Anlage erhalten bleiben sollte, da sie ein Zeitzeugnis unserer Region ist und mit entsprechender Erläuterung vor Ort auch den heutigen Generationen als Mahnung für die freiheitliche Demokratie und Mahnung vor nationalsozialistischen Gedankengut dienen kann.
Fotos: D.Eilmes, H.Vollmer & C.Schlich