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Eiberger Straßen – Der Sachsenring Teil 2
Im zweiten Teil über die Geschichte des Sachsenrings berichtete Referent Christian Schlich über den Bereich von der Schirnbecker Teiche bis zur Dahlhauser Straße. An der traditionsreichen Gaststätte „Zur Felsengrotte“ des ehemaligen Gastwirtes Johann Walter begann der Vortrag und streifte die Geschichte der ehemaligen Kotten am Wiesmansbrink und den einstigen Hof Siepmann (Wiesmann), der erstmals 1452 erwähnt wurde und 1969 durch den Bau des Bergmannsfeldes aufgegeben werden musste. Dort wurde auf den Feldern der Landwirte Bergmann und Wiesmann ab Mai 1966 das Bergmannsfeld weitest gehend durch den Baukonzern HOCHTIEF im Auftrag des Wohnungsbauunternehmens NEUE HEIMAT errichtet. Die Gebäude wurden vorzugweise aus Fertigteilen gebaut, die in einer eigens geschaffenen Fertigteilfabrik am Rande des Bergmannsfeldes hergestellt wurden. Das Bergmannsfeld war zudem ein Vorzeigebaufeld der damaligen Baumesse DEUBAU im Jahre 1966.
Der Sachsenring war ursprünglich ein kleiner landwirtschaftlicher Weg, der nur unzureichend für größere Transporte genutzt werden konnte. Außerdem musste man über den Hof Schulte-Mecklenbeck (heute Schwimmbad Oststadt) über einen kleinen Bahnübergang die Bahnstrecke Steele-Bochum queren, um dann über einen Hohlweg bis zur Dahlhauser Straße zu gelangen. Viele Jahre hatten die Bewohner schon das Verlangen geäußert, eine bessere und direktere Verbindung zwischen der Bochumer Landstraße und der Dahlhauser Straße zu erhalten, doch der 1. Weltkrieg und die Ruhrbesetzung durch die Franzosen und Belgiern mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten ließen diese Wünsche nicht zu. Erst 1926 begann noch die Großgemeinde Königssteele und kurz darauf die Stadt Steele mit Notstandsarbeiten, um diese Verbindung herzustellen. Zunächst verbreiterte und begradigte man den Wiesmannsweg bis zum Schultenweg und den Mecklenbecksweg von der Dahlhauser Straße bis zur Bahnlinie. Danach wurde der bereits verlandete Mühlenteich der Mecklenbecks Mühle mit einem Damm aus Hochofenschlacke bedeckt, um auf das Höhenniveau des Mecklenbecksweges südlich der Bahnlinie zu gelangen. Die Schlacke erhielt anschließend eine dicke Schicht aus Lehm als äußeren Abschluss. Über die Bahnlinie baute die Essener Baufirma HOCHTIEF die erst vor kurzer Zeit abgerissene Straßenbrücke. Dabei wurden die Fundamente betoniert und schwere Eisenträger über die Bahnstrecke verlegt, worauf der Straßenbelag kam. So konnte 1927 der Verkehr über die neue Verbindungsstraße fließen, die am 15. Juni 1927 den Namen „Sachsenring“ erhielt. Der Name erinnert an den germanischen Stamm der Sachsen, die im Laufe der der ersten Jahrhunderte nach Christus bis an das Essener Stadtgebiet von Osten her an die Sitze der fränkischen Volksstämme vorgedrungen waren. Nach dem Ausbau erhielt der Sachsenring noch eine Alleebepflanzung mit Lindenbäumen, die noch bis heute überwiegend erhalten ist. Der Fahrbahnbelag war zu dieser Zeit noch kein Asphalt, sondern Aschebelag, sodass das Befahren der Straße an den trockenen Tagen immer mit einer starken Staubbelästigung verbunden war. Damit eine bessere Verbindung mit Dahlhausen erzielt werden konnte, erfuhr auch die Dahlhauser Straße eine Verbreiterung zwischen Imandtstraße und dem Sachsenring.
Mit der neuen Verbindungsstraße kam auch der Wunsch nach einer Autobuslinie nach Eiberg und Horst auf. Denn bislang gab es weder in Eiberg noch in Horst eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Alle Reisewilligen müssen entweder zum Bahnhof Steele-Ost (damals Steele Hbf) oder zur Bochumer Landstraße laufen, um ein öffentliches Verkehrsmittel zu erreichen. Schon der Steeler Verkehrsverein hatte sich früh unter Leitung des Lehrers Fleher für eine Buslinie nach Horst und Eiberg eingesetzt. Doch die Verhandlungen zogen sich hin, sodass erst 1935 endlich eine solche Buslinie zustande kam. Die Buslinie fuhr durch den damaligen Tunnel von der Bochumer Straße über die heutige Dahlhauser Straße bis zum Sachsenring, dann über diesen nach Freisenbruch zur Haltstelle „Zweibachegge“ und zurück, wobei die Fahrten lediglich alle 2 Stunden stattfanden. Für Eiberg gab es zunächst nur eine Haltestelle an der Kreuzung Schultenweg/Sachsenring, die später mit Haltepunkten an der Schirnbecker Teiche und Schacht Heintzmann ergänzt wurden. Um die Eiberger besser andienen zu können, fuhr der Bus während des 2. Weltkrieges zeitweilig auch durch die Schirnbecker Teiche und den Schultenweg. So wurde der neue Sachsenring letztlich die Grundlage für die bessere Verkehrsanbindung von Eiberg und Horst nach Steele vor nunmehr 90 Jahren, bevor ergänzend die Bahnhaltestelle gebaut wurde.
(Fotos: C.Schlich):