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Der Eiberg-Dahlhauser Bismarckturm
Zu Ehren des Reichskanzlers, Fürst Otto von Bismarck als „Schmied des Deutschen Kaiserreiches“ wurde dieser in der Bevölkerung und insbesondere in der Studentenschaft verehrt. Nach seinem Ableben 1898 gab es einen ausgeschriebenen Wettbewerb der Studentenschaft in Bonn für den Bau von Bismarckgedenktürme bzw. -säulen. An seinem Geburtstag am 1. April sollten diese Türme mit einer Flamme illuminiert werden und an ihn erinnern. Vielerorts wurden auch Bismarckvereine gegründet, so auch in Dahlhausen. Der Entwurf des Architekten Wilhelm Kreis mit dem Titel „Götterdämmerung“ wurde 1899 prämiert und sollte als Vorlage zur Umsetzung der Türme genutzt werden. Aber es gab auch andere Formen, die lokal umgesetzt wurden. Für den Bau eines Bismarckturmes auf Eiberger Gebiet setzte sich der damalige Vorsitzende der Firma Dr. C. Otto & Comp., Herr Dr. h.c. Gustav Hilgenstock, ein. Aus dem werkseigenen Steinbruch am Eiberg´schen Berg wurden die Steinquader zum Bau des 13m hohen Turmes entnommen. So entstand auf dem Eiberger Flurstück „Kohlenberg“ an der Straße „Am Walde“ vier Jahre nach Bismarcks Tod der erste Bismarckturm im Ruhrtale in unserer Gegend. Durch seine Lage war er weithin sichtbar. Neben dem Schriftzug „Bismarck“ und dem Wappen der von Bismarck war zusätzlich auch eine Bronzeplatte mit dem Bildnis des Firmengründers Dr. Carlos Otto angebracht. Die Einweihung fand am 1. April 1902 statt. Spektakulär war das Abbrennen eines Feuers in einer auf dem Turme befindlichen Feuerschale, in der mit rund 1.600 Liter Benzol für 260 Reichsmark eine ca. 3m breite und ca. 8m hohe Flamme erzeugt wurde, die weithin sichtbar war.
Das Gedenken ging auch mit Feierlichkeiten im Casino der Firma Dr. C. Otto und anderen Gaststätten in Dahlhausen einher. Diese Verehrung hielt bis zum Beginn des 1. Weltkrieges an, wurde aber ab 1915 ausgesetzt. Der Bismarckturm geriet so schon früh in Vergessenheit und verfiel zusehends. Erst 1926 nach dem ersten Weltkrieg und der Ruhrbesatzung durch die Franzosen und Belgier weckte ein Zeitungsartikel wieder die Aufmerksamkeit, der die schlechten Zustände des Turmes und die Unfallgefahren hinwies. Ein Jahr später wurde dann wieder alte Tradition aufgenommen. Der Turm war indes durchaus bei der Bevölkerung ein beliebter Ausflugspunkt, da er eine herrliche Aussicht ins Ruhrtal bot.
In der NS-Zeit wurde der Turm jedoch nicht mehr für ein Bismarckgedenken benutzt, jedoch wurden im Sinne der germanisch-deutschen Ideologie dort „Sonnenwendfeiern“ durchgeführt. Mit Beginn des 2. Weltkrieges und des Aufbaues einer Luftabwehr für das Land, wurde das neben den Turme befindliche Gelände als strategischer Punkt zur Luftabwehr ausgewählt und zu einer Flak-Stellung mit vier Geschützen hergerichtet. Dabei musste der Bismarckturm zur Verbesserung des Schuss- und Sichtfeldes weichen. So wurde er kurzer Hand gesprengt und auf dem Fundament eine Scheinwerferbatterie errichtet. Aufgrund der späteren, großen Flughöhen der alleierten Bomber konnte die Flak-Stellung jedoch wenig ausrichten, so dass die Geschütze noch vor Kriegende abgebaut und durch Attrappen ersetzt wurden.
An den Bismarckturm erinnerte heute nur noch ein verwildertes Flurstück, das aufgrund der Bodenbeschaffenheit nicht landwirtschaftlich genutzt werden kann. Auch die freie Sicht ins Ruhrtal ist heute durch Baumbewuchs nicht mehr gegeben. Dennoch war der nur 37 existierende Turm lange Zeit eine Landmarke in unserer Heimat, an den noch die bis 1988 betriebene Gaststätte „Zur Bismarckhöhe“ von Käthe Sendt geb. Küpper-Fahrenberg an der Höntroper Straße 29 erinnerte. Auch in Dahlhausen hieß die heutige Straße „Am Ruhrort“ zeitweilig „Bismarckstraße“ zur Ehrung des einstigen Reichskanzlers Otto von Bismarck.
(Fotos: Archiv HGK Eiberg: )